Manualerstellung

Vor- und Nachteile eines Manuals

Dieser Abschnitt ist ein Auszug aus unserem Buch „Schulungen patientenorientiert gestalten – Ein Handbuch des Zentrums Patientenschulung

Die Entwicklung eines Schulungsmanuals kann einen nicht unerheblichen Aufwand mit sich bringen. Man kann daher die durchaus berechtigte Frage stellen, wozu man überhaupt ein Manual braucht. Folgende Argumente sprechen für und gegen eine Manualsierung eines Schulungskonzeptes:

Einrichtungsinterne Vorteile

  • Personalfluktuation: Krankheitsvertretungen, Urlaub oder die Einstellung neuer Mitarbeiter bringen es mit sich, dass u. U. unerfahrene Mitarbeiter eine Schulung leiten müssen. Ein schriftliches Manual erleichtert in diesen Fällen den Einarbeitungsprozess.
  • Transparenz: Das Manual ist die schriftliche Niederlegung des Schulungskonzepts. In ihm sind also auch die Grundlagen des therapeutischen Handelns niedergelegt und werden für alle Beteiligten nachvollziehbar. Das ist insbesondere bei einer multiprofessionellen Durchführung einer Schulung von großem Vorteil, weil sich die Berufsgruppen besser über ihre Herangehensweisen und ihr Schulungsverständnis austauschen können. Im Idealfall ermöglicht (oder erleichtert) das Manual eine gemeinsame und konsistente Kommunikation gegenüber Patienten. Das geht mit einer höheren Glaubwürdigkeit des gesamten Behandlungskonzepts einher und kann in einer höheren Zufriedenheit und Motivation der Patienten resultieren.
  • Ökonomie: Ein niedergeschriebenes Konzept ist nicht von einer Person abhängig, kann also nicht „verloren gehen“. Oder anders herum betrachtet: Es gibt keinen erhöhten Arbeitsaufwand durch wiederholte Neuentwicklung.

Einrichtungsübergreifende Vorteile

  • Verbreitung: Hat sich ein Schulungskonzept bewährt, liegt es nahe, es in andere Einrichtungen zu übertragen, um mehr Patienten erreichen und mit einer wirksamen Intervention behandeln zu können.
  • Austausch zwischen Schulungsdozenten: Ein breiter Einsatz einer Schulung ermöglicht den Austausch zwischen Trainern und bildet damit eine Grundlage für die weitere Optimierung des Konzepts.
  • Zielgerichtete Fortbildungsangebote: Standardisierte Schulungskonzepte haben den Vorteil, dass sehr gezielt Train-The-Trainer-Fortbildungen für genau dieses Konzept angeboten werden können.

Qualitätssicherung

  • Ein Manual erleichtert die standardisierte Durchführung in der von den Urhebern intendierten Art und Weise.
  • Durch ein Manual können Vorgaben formuliert werden, die in der Qualitätssicherung überprüft werden können.
  • Aus diesem Grund ist die Verwendung eines Manuals eine Forderung vieler Kostenträger und Fachgesellschaften.

Grundlage für die Evaluation

Dieser Aspekt ist vor allem aus der Perspektive der Forschung interessant. Um ein Schulungsprogramm auf seine Wirksamkeit hin überprüfen zu können, muss man gewährleisten, dass es während der Überprüfung möglichst in der gleichen Weise durchgeführt wird (Treatmentintegrität). Darüber hinaus haben Ergebnisse zur Wirksamkeit nur dann eine Aussagekraft, wenn man sie auf eine konkrete Intervention zurückführen kann, wenn also die Reproduktion der Schulung möglich ist. Auch hierfür stellt ein Manual die Grundlage dar.

Nachteile

Den skizzierten Vorteilen einer Manualisierung stehen auch einige Nachteile gegenüber:

  • Personelle Ressourcen: Die Entwicklung und Manualisierung eines Schulungskonzeptes benötigen Zeit und personelle Ressourcen.
  • Aufwand für die Weiterbildung: Die Qualifizierung des Schulungspersonals ist mit Kosten und zeitlichem Aufwand verbunden.
  • Stetige Aktualisierung: Ein Schulungskonzept ist niemals „richtig fertig“. Erfahrungen aus der Durchführung sollten in regelmäßigen Überarbeitungsschleifen in das Konzept eingearbeitet werden. Das Gleiche gilt für Entwicklungen im jeweiligen Fachgebiet. Die Inhalte sollten sich an den Leitlinien des Indikationsgebiets orientieren.
  • Aufwand durch Qualitätsmanagement-Maßnahmen: Die Standardisierung einer Schulung legt es nahe, diese auch im Qualitätssicherungssystem einer Einrichtung zu berücksichtigen, wodurch zusätzliche Dokumentations- und Verwaltungsaufgaben generiert werden können.
  • Mangelnde Flexibilität: Die hohe Standardisierung kann von Schulungsdozenten als starres Konzept empfunden werden, das sie in ihrer therapeutischen Freiheit einschränkt und in dem sie ihre Kompetenzen zu wenig berücksichtigt sehen. Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass in hoch standardisierten Konzepten kein Platz für die Bedürfnisse der Patienten bleibt. Diese Einwände sollten ernst genommen werden. Sie können in der Praxis meist aufgelöst werden, wenn Flexibilität zum Bestandteil des Konzepts gemacht wird. Im Kapitel Schulung in der Praxis (S. 49) finden Sie weitere Hinweise auf Prozesse, mit denen diesem Problem entgegengewirkt werden kann.

Die Vorteile eines Manuals liegen also in der Systematisierung des Schulungskonzepts und der Standardisierung der Durchführung. Ein Manual kann dazu beitragen, die Qualität einer Schulung zu sichern, sie langfristig zu erhalten und die Umsetzung zu unterstützen.

Hinweise zur Erstellung eines Schulungsmanuals

Patientenschulung ist ein zentraler Bestandteil der medizinischen Rehabilitation. Ziel ist es, die Folgen chronischer Krankheiten durch gezielte Förderung von Compliance, Selbstmanagement und Empowerment zu verringern und die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern (vergleiche Überblick im Abschnitt Theorie). Grundlage für die Durchführung einer Patientenschulung sollte ein Schulungsmanual sein, in dem zentrale Aspekte der Schulung (z.B. Inhalte, Methoden, Rahmenbedingungen) beschrieben sind. Dieser Artikel gibt einen Überblick über die Ziele eines Schulungsmanuals und beschreibt Eckpunkte, die bei der Erstellung eines Manuals berücksichtigt werden sollten.


Download
Der Leitfaden Manualerstellung als PDF-Download

Dokument: Hinweise zur Erstellung eines Schulungsmanuals

Stand: 7. November 2007

Urheber (Autor): Zentrum Patientenschulung

Der Leitfaden als PDF-Download (0,1 MB)